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Arzneisuche auf Madagaskar

Arzneisuche auf Madagaskar
Reisebericht von Robert Müntz
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Madagaskar, vor vielen Jahren gefürchtet als Stützpunkt von Piraten und Schauplatz vieler Abenteuergeschichten, ist heute bekannt als die Gewürzinsel schlechthin - SIE ist diesmal Ziel unserer Reise.

Ranavalona I, Königin von MADAGASKAR von 1828 - 1861, wurde von den Okzidentalen gehasst, weil sie die von Ihrem Gatten König Radama I versprochene Öffnung des Landes nach seinem Tod nicht durchführte. Ganz im Gegenteil - mit viel Ausdauer und Brutalität verjagte sie die Franzosen, Engländer, Deutschen und Amerikaner von der Insel. Der Palast, der 1996 abbrannte, wurde später von ihrem 2. Ehemann - einem Franzosen - erbaut.
Für die Königin hing das Wohl des Landes von einer absoluten Zurückweisung der christlichen Religion ab, sie sah in jeder Form fremder Einflussnahme eine Gefahr für das Schicksal ihres Volkes und ihres Reiches.

Der Bevölkerung, die sehr bescheiden lebte, war dies nicht im geringsten unangenehm - die Befriedigung vitaler Bedürfnisse wie Essen, Bekleidung und Unterkunft genügte. Ranavalona I stellte die im Land lebenden Europäer ihren madagassischen Untertanen gleich. Das bedeutete, dass auch Europäer zu Fronarbeiten herangezogen oder als Sklaven verkauft werden konnten - sie wurden wie jeder Madagasse „Eigentum" der Herrscherin und mussten sich auch wie jeder Madagasse dem traditionell angewendeten „Gottesurteil" unterwerfen, wenn ihnen eine Straftat vorgeworfen wurde: Der Angeklagte musste einen Trank aus einer giftigen Pflanze zu sich nehmen. Eine Verteidigung bei der Anklage gab es nicht. Die Chance, diesen Gifttrank zu überleben, war gering.

Die Hauptstadt Antananariv - von seinen 1,5 Mio Einwohnern liebevoll Tana genannt - erbaut auf 12 Hügeln - liegt genau im Zentrum Madagaskars. Die Bevölkerung Madagaskars setzt sich aus insgesamt 19 Ethnien zusammen, die sich unter anderem auch durch eigene Dialekte unterscheiden. Trotzdem hat sich eine gemeinsame Sprache - Malegasy - entwickelt.
Der Stamm der Merina, die größte ethnologische Gruppe Madagaskars, lebt in und um die Hauptstadt und ist sehr stolz auf die helle Hautfarbe und das glatte Haar.
Antananariv bedeutet in der Landessprache Malegasi: Stadt der 1000. Bereits 1610 gab es eine Garnison mit 1000 Soldaten, daher auch der Name.
Die Leute auf Madagaskar sind auffallend freundlich und ehrlich, lediglich in Tana empfiehlt es sich, vor Taschendieben auf der Hut zu sein.

Das Treiben der Handwerker kann unmittelbar am Straßenrand verfolgt werden. Man kann hier einen Blick in die Welt des Ideenreichtums machen, wenn es darum geht, z.B. ein Gebläse für ein Esse einer Schmiede zu konstruieren. Manchmal sieht man auch, wie ein Lötkolben durch Nagel und Kerze ersetzt wird.

Wenn man mit dem Flugzeug Madagaskar erreicht, hat man den Eindruck, die Insel verblute ins Meer. Der Grund: Der Boden eines Großteils Madagaskars besteht aus einer Eisen-Lehm-Schicht, daher die rote Färbung der Erde und auch der meisten Flüsse. Begünstigt wird dies durch die starke Erosion verursacht durch massive Abholzungen.
Ziegeleien mit ihren Lehmgruben, Trockenplätzen und qualmenden Brennöfen findet man bei fast allen Siedlungen, wo es noch Brennholz gibt.

Das wichtigste Nutztier auf Madagaskar ist zweifellos das Zebu oder Buckelrind. Rund 10 Millionen soll es geben, etwa so viele wie Menschen. Diese Rinder sind mit den „Heiligen Kühen" Indiens verwandt.

Die Zebus, die hervorragend an trockene Umweltbedingungen angepasst sind, bedeuten ökonomisch und ökologisch eine Katastrophe. Sie wachsen langsam, haben eine hohe Kälbersterblichkeit und liefern nur etwa einen Liter Milch am Tag. Trotzdem braucht jedes Rind ein Hektar Weidefläche und muss in Trockenzeiten mit Zufütterung von Baumrinde am Leben erhalten werden. Diese Herde besteht aus 400 Tieren und wird von 40 Hirten 4 Wochen lang über 1000 km vom Süden nach Tana geführt. Übrigens - ein Zebusteak schmeckt herrlich!

Den Fischfang mittels Korb trifft man an kleineren Bächen an. Eine andere interessante Art des Fischfangs: Zunächst wird mit Bambusstangen auf die Wasseroberfläche geschlagen, um die Fische anzulocken. Anschließend werden diese mit langen Speeren aufgespießt.

Buschbrände stehen auf der Tagesordnung in Madagaskar - man erzählt sich von Brandlegungen zu Gunsten von Baulanderschließung und zur Holzkohlengewinnung. Diese gelegten Brände sind meistens ohne Kontrolle und wenn der Wind dreht, hat dies verheerende Folgen. Mittlerweile sind bereits 90 % des sehr artenreichen Urwaldes Madagaskars zerstört. Nur mehr an den Osthängen der Insel gibt es noch nennenswerte Waldbestände.

Es bedarf einer 1-Tagesfahrt mit dem Einbaum auf dem Fluss Tsiribinja um in den Genuss dieses natürlichen Thermalwasserfalls im Hinterland zu gelangen. Madagaskar weist mit 12.000 Blütenpflanzen ¼ der Artenzahl ganz Afrikas auf, obwohl es nur 1/50 der Fläche Afrikas ausmacht.

 

Baobab

Der Baobab ist der berühmteste und zugleich imposanteste Baum Madagaskars. In Madagaskar findet man 7 endemische Arten, im übrigen Afrika nur 1 Art und in Australien zusätzlich 2 Vertreter dieses dickstämmigen Affenbrotbaumes. Seine sehr Vitamin-C reichen Früchte werden verzehrt und die Rinde wird an Zebus verfüttert.

 

Vogel Rock (Aepyornis maximus)

Der Elefantenvogel Aepyornis maximus - heute Bird Rock genannt - war ein Riesenlaufvogel auf Madagaskar, der vor etwa 900 Jahren ausgestorben ist.
Aber in der Legende , als Sindbads Gigant Rock, lebt der größte Laufvogel, der wahrscheinlich auf Madagaskar sein Zuhause hatte, weiter. Einige Quellen gehen davon aus, dass Sindbad seine Abenteuer mit dem Vogel Rock auf Sri Lanka erlebt haben soll.

Seine Körperhöhe dürfte zwischen 3 und 4 m gelegen haben und sein Gewicht bei ungefähr einer halbe Tonne. Seine Eier waren 30 cm lang und hatten ein Fassungsvermögen von 8 Liter, was etwa 180 Hühnereiern entspricht. Aufgrund der dicken und porzellanartigen Schale findet man heute noch gut erhaltene Bruchstücke. Die Aufnahme im Museum zeigt das einzige erhaltene Skelett des Vogel Rock. Sein unmittelbarer Verwandter ist der auf Neuseeland beheimatete „Kiwi". Wir haben aus der Eischale durch Trituration eine Arznei hergestellt - vielleicht zeigt sich eines tags nach Prüfung ein interessantes Arzneibild?

 

Vanilla planifolia

Vanille ist eine Orchidee, die ursprünglich nur in Mexiko zu finden war. Heute ist Vanille ein wichtiges Exportgut Madagaskars, gemeinsam mit den Komoren und Réunion deckt Madagaskar 80% des Weltbedarfs. Die Befruchtung muss mangels der natürlichen Bestäubung durch Kolibris auf Madagaskar künstlich erfolgen. Ein Großteil der Vanilleproduktion wird für die Coca-Cola Herstellung verwendet.

In William Boerickes Materia Medica findet man dazu die Angaben:
ausgeprägte Hautreizung (ähnlich Rhus tox) und
Verländerung der Menses

 

Tanghinia venenifolia

Aus diesem hochgiftigen Samen wurde zu Königin Ranavalonas Zeiten der Gottesurteilstrank bereitet. Er stammt von einem Baum namens Tanghinia venenifera, der nur auf Madagaskar anzutreffen ist. Für die Giftwirkung ist der Inhaltsstoff Tanghinin, ein herzwirksames Glycosid verantwortlich.Die Arzneibild in der Homöopathie ist ähnlich dem einer Tanghinia - Vergiftung:

  • Delirium bei klarem Verstand
  • Stupor
  • Schwindel
  • Übelkeit und qualvolles Erbrechen
  • taubes Prickeln der Extremitäten
  • Gefühl großer Schwäche und Angst

 

Haronga madagascariensis

Vor etwa 70 Jahren beobachtete Willmar Schwabe, der Begründer der DHU auf Madagaskar, dass Eingeborene die Rinde dieses Strauches nach einem besonders fetten Essen als Nachspeise kauten. Man stellt fest, dass sie Stoffe enthält, die die Funktionen der Bauspeicheldrüse und Leber hervorragend unterstützen. Seither finden die Extrakte von Haronga madagascariensis häufig Verwendung in Homöopathie und Phythotherapie.

 

Mango & Gewürznelken

Mangobäume sind nahezu auf der ganzen Insel verbreitet. Ein anderes wichtiges Exportgut sind Gewürznelken, die Blütenknospen des Nelkenbaumes. Diese werden zum Trocknen und Reifen vor den Hütten in der Sonne aufgebreitet. Heimweh nach Mutters Apfelkompott bereiten die überall anzutreffenden die Nase verwöhnenden Duftmischungen aus Zimt, Vanille und Gewürznelken.

Die Reptilien, die in Madagaskar am häufigsten zu sehen sind, sind die Chamäleons. Immerhin gibt es von ihnen 60 Arten oder zwei Drittel des Weltbestandes dieser Echsen. Drei Körpermerkmale haben sie berühmt gemacht: ihre Fähigkeit zum Farbwechsel, der dazu dient, sich dem jeweiligen Untergrund anzupassen, mehr aber noch um Stimmungen auszudrücken. Ihre unabhängig voneinander beweglichen Teleskopaugen sowie die zum Fang von Insekten dienende Schleuderzunge sind ebenfalls einmalig in der Tierwelt. Die größte Chamäleonart ist 68 cm lang, die kleinste hat auf einem Daumennagel Platz

Lemuren oder Halbaffen, von den Einheimischen als Waldgeister bezeichnet, kommen nur auf Madagaskar vor, wenige Arten auch auf den Komoren. Die Halbaffen lassen sich wiederum in 2 Gruppen einteilen: in die tag- und in die nachtaktiven.

An einigen Orten trifft man auf die riesigen „Obst-Fledermäuse", die sogenannten fliegenden Füchse, mit Flügelspannweiten von mehr als einem Meter. Aber auch uns bekannte Arten trifft man an, wie hier an der Felswand direkt über dem Fluss.

Wir befinden uns bereits auf der letzten Etappe unserer Reise, einer mehrtägigen, beschaulichen Kanufahrt auf dem Tziribinja. Abermals begegnen wir einer bei uns in Europa bekannten Arzneipflanze:

Die Wasserhyazinthe Eichhornia crassipes findet in der Homöopathie Anwendung bei Pankreas- und Gallenbeschwerden.

Madagaskar, die Insel der Wohlgerüche und Düfte bietet nicht nur Einzigartiges aus Flora und Fauna, sondern lädt auch zum Philosophieren und Seelebaumeln unmittelbar am Pulsschlag der Natur ein. Sie hat uns für drei Wochen gefangen genommen - und reich an Eindrücken entlässt sie uns wieder zurück in unseren Alltag.

 

(Mai 2000)