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Vanilla planifolia

Vanilla planifolia - Erfahrung und Arzneimittelbild von Robert Müntz

Vanilla planifolia, Orchidaceceae

 

Meine Reise nach Madagaskar im Jahr 2000 brachte mich auch auf die Insel Saint Marie, die tatsächlich DIE Gewürzinsel schlechthin hist. Der erste Eindruck bei der Ankunft im Hafen ist ein sehr intensiver: Die Gerüche von Kaffe, Zimt, Vanille und vor allem Gewürznelken drängen sich auf. Assoziationen mit dem Apfelkompott unserer heimischen Küche, verfeinert mit Zitrone und Gewürznelken werden lebendig.

Vanille stammt ursprünglich von Mexiko und wird heute von den Hauptproduzenten Madagaskar, die Komoren und Réunion angebaut. Sie haben sich 1964 zur „Alliance de la Vanille" zusammengeschlossen und liefern 80% der Welthandelsproduktion. (5) Sie wird weiters noch auf Java, Ceylon, Réunion, Mauritius, Seyschellen, Komoren Ostafrika und Tahiti kultiviert. Sie ist die einzige der zahlreichen Orchideenarten, die dem Mensch als Nahrungsmittel dient. Ihr Name ist spanischen Ursprungs und bedeutet Schötchen oder Hülschen.

Die Befruchtung muss mangels der natürlichen Bestäuber (Kolibris, langrüsselige Insekten) künstlich erfolgen . Übrigens - Vanille ist ein wichtiger Bestandteil von Coca-Cola.

Auffallend ist in der Gruppe der Vanillinae das Vorkommen vieler saprophytisch wachsender Arten, also solcher Pflanzen, die durch den Abbau toter Organismen frei werdende organische Stoffe für ihren Aufbau assimilieren.

Vanilla besitzt eine weitere Eigenart, und zwar entwickeln einige Arten (Vanilla aphylla Bl., Vanilla humbolti u.a.) keine Blätter, sondern assimilieren mit den schlanken Stämmen und teilweise mit den stark ausgebildeten Luftwurzeln.

 

Beschreibung

Eine Kletterpflanze mit fleischigen Stengeln und Luftwurzeln. Blätter fast zweizeilig abwechselnd, länglich oval, kurz gestielt. Blüten gründlich, traubenartig angeordnet. Die Blüten sind etwa 10cm groß; aus den weißlichgrünen Petalen und Sepalen ragt die gelblichgrüne Lippe hervor, die einen hochgelben Schlundfleck trägt. Die Frucht ist eine einhäutige, bei der Reife gelbe Kapsel.

Zur Vermehrung wird ein Rankenstück mit zwei Vegetationsknoten samt Blättern abgeschnitten. Das untere Blatt wird auf die Hälfte gekürzt, der gesamte untere Teil wird in lockeres Erdreich eingegraben, der oberirdische Teil wird an einer Kletterhilfe mit einem Bindfaden vorsichtig befestigt.

 

Anbau

Die madegassische Anbauform von Vanille ist für unsere Augen merkwürdig anzusehen: In einer Art Gehege mit einem etwa 1,50cm hohem dichten Naturzaun stehen die Orchideen in Reih und Glied in einem Abstand von ca 2m. Jede Orchide rankt sich an einer Stange mit einem einzigen Trieb empor und je nach Vegetationsperiode sind auch die unscheinbar weißgrünen Blüten oder Schoten zu sehen. Es werden einige Blüten entfernt, um wenige, aber um so kräftigere Früchte zu erzielen. Zur Blütezeit müssen die Pflanzen täglich auf ihren Zustand überprüft werden, damit der ideale Zeitpunkt für die künstliche Bestäubung durch die menschliche Hand nicht versäumt wird.

In Kulturen blühen und fruchten Vanille-Pflanzen erst nach etwa 8-10 Jahren an starken Trieben.

 

Gewinnung von Vanilla planfolia

Die grünen, geruch- und geschmacklosen Vanillefrüchte werden geerntet sobald sie beginnen gelb zu werden. Die schwarzbraune Farbe und das charakteristische Vanillearoma entstehen erst während eines umständlichen Fermentationsprozesses.

Bei der aus Madagaskar stammenden Bourbon-Vanille geht man dafür folgender maßen vor:

a) Vernichtung der Keimfähigkeit durch 1 bis 2 Min. Eintauchen in Wasser von 60 bis 70°C.

b) Fermentation: Die noch heißen Früchte werden in wollene Decken eingerollt und in besonderen Kisten über Nacht einem Schwitzprozeß unterworfen. Während der wärmsten Tageszeit (Ca. 10 bis 16h) werden sie an der Sonne ausgebreitet. Diese Behandlung wird 4 bis 8 Tage wiederholt, bis die Früchte ihre dunkelbraune Farbe angenommen haben.

c) Das Trocknen der fermentierten Früchte in hellen, gut belüfteten Räumen dauert - je nach Witterungsbedingungen - 2 bis 3 Monate. Sobald die Früchte eine ganz bestimmte Geschmeidigkeit aufweisen, werden sie zum

d) Conditionieren in spezielle Kästen gebracht, in denen nach ca 2 bis 3 Monaten das Vanillearoma auftritt.

In jedem der 4 Präparationsabschnitte finden wesentliche enzymatische Reaktionen zur Ausbildung des Aromas statt, hauptsächlich während des Schwitzens, jedoch auch während des Conditionierens, d. h. in relativ wasserarmem Zustand. In diesem können noch Lagertemperatur, Lichteinwirkung und Sauerstoffgehalt der Atmosphäre die Aromabildung unterschiedlich beeinflussen.

Während dieser Behandlung sinkt ihr Gewicht auf ein Viertel des ursprünglichen; sie erhalten dabei ihre dunkelbraune Farbe und überziehen sich mit einem schimmelähnlichen Belag feinster Vanillin-Kristalle.

 

Inhaltsstoffe

1,5 bi 3% Vanillin, das sich erst durch Spaltung des Vanilloids (Vanillin-b-glucosid) während des Fermentationsprozesses bildet. Die Qualität der Vanillefrüchte beruht jedoch nicht allein auf ihrem Vanillingehalt. Weiters finden sich in geringer Menge Piperonal, Anaialkohol, Anisaldehyd, Anissäure. Das charakteristische Vanille-Aroma beruht neben dem Vanillingehalt auf dem Vorkommen zahlreicher Begleitstoffe, z.B. Vanillylalkohol und Zimtsäureester, die z.T nur in sehr geringen Mengen vorliegen. (4)

Die Darstellung von Vanillinerfolgt heute nur noch auf synthetischem Wege aus Lignin, das Aroma des künstlichen Vanillins kommt jedoch bei weitem nicht an die natürliche Qualität heran.

Vanillin der Hauptwirkstoff von Vanila planifolia kommt in vielen anderen Pflanzen im Harz oder Balsam ebenso vor, z.B. In Benzoe (Styrax tonkinensis). Es ist chemisch mit den menschlichen Pheromonen eng verwandt und scheint auch ähnliche Wirkung auf das Nervensystem zu haben. Es ist daher nicht verwunderlich, daß Vanille Bestandteil zahlreicher aphrodisierender Getränke ist.

Man findet Vanillinglycosid auch in den Samenschalen von Hafer, was für dessen anregende Wirkung auf Pferde verantwortlich gemacht wird. (3)

 

Verwendung von Vanilla in der Homöopathie

In William Boerickes Materia Medica aus dem Jahr 1927 findet man zu Vanilla aromatica folgenden Wirkungen:

„Eine ausgeprägte Hautreizung, wie sie durch den milchigen Saft des Sumach hervorgerufen wird; manchmal durch den Umgang mit den Schoten verursacht, auch durch lokale Anwendung eines Vanille-Auszugs im Haarwaschmittel. Es wird angenommen, daß Vanille Gehirn und sexuelle Neigungen anregt. Nicht den synthetischen Vanilleextrakt verwenden. Bei Menschen, die mit Vanille arbeiten, werden verschiedenartige Beschwerden des Nervensystems und Blutkreislaufs erzeugt. Ist ein menstruationsförderndes Mittel und ein Aphrodisiakum. Verlängert Menses.

 

Dosierung

Die sechste bis 30. Potenz haben sich bei Hauterkrankungen als heilsam erwiesen." (7)

Wm. Leggett schreibt 1914 im Homeopathic Recorder: „Vanilla as a Skin Irritant"

That Primula obconica and Thus toxicodendron cause a very annoying form of dermatitis is well known, but less generally known is the fact that vanilla exxence may, in certain individuals, cause equally troublesome symptoms.

A perfectly healthy patient of mine, of an inquiring turn of mind, liking the smell of cvanilla, added about ane-half ounce of the essence to about five ounces of a hair lotion consisting of quinine, spirits of lavender, and rectified spirit (which he was in the habit of using). About twenty-four hours after ist application intensing itching of the scalp occured, which gradually extended over the forehead, behind the ears, and down the neck. It did nit at first strike him that vanilla was to blame, and for a day he kept rubbing it in the hope of „cooling" the part. as he expressed it. The result was that his heyes were opened metaphorically to the cause although practically they were almost closed by the swelling which followed. Not content with this experience he performed a control experiment on the front of the forearm, because, as he3 said, it was difficult to believe that vanilla, which he had frequently swallowed in the form of a flovoring agent with nothing but agreeable results, could irritat the skin to such an extent without causing disastrous results to the more delicate mucous membranes. Twenty-four hours afterwards the same intolerable itching occurred on the forearm with an eruption which, from his description, seems to have been of a close papular nature with no reddening of the skin. This soon faded, only to return every five or six hours, as did the eruption on the scalp and face. This state of affairs continued for ten days in spite of constant washing with soft water and soap and other domestic remedies. He said he was compelled to seek advice, as the iching remained intolerable at night an prevented sleep.

When I saw him there were many excoriations an the scalp and face, and more on the arms, due to the scratching, and a papular eruption over the affected parts. Therewas still some edema, but it evidently was much less than it had been, and he seemed do be getting well.

The condition was probably due to same alkaloid in the vanilla, and knowing that mercury iodide percipitaters most of the alkaloids.

I prescribed a lotion of rectified spirit and mercury iodide, 1 in 2000. This seemed to give relief, and the itching sisappeared in two or three days.

The interesting points are:

  • The long time - fourteen days - the symptoms lasted, in spite of washing;
  • The intervals of freedom from irritation - about six hours - when it is remembered that the poison was purely irritant and not due to micro-organism;
  • the fact, as the patient points out, that the vanilla could be taken by the mouth without producing any irritation when the skin was so susceptible.

I am presuming that the irritation was not due to the action of micro-organisms owing to the fact that the vanilla had been suspended in a strong spirit fot over a year, and there is no evidence that the irritation was merely of a mechanical nature. (8)

 

Verwendung in der Volksmedizin

Die Schoten werden auch als Bestandteil von aphrodisierenden „Liebestränken" verwendet, wofür folgende Rezeptur angegeben werden kann:

1 Flasche Weißwein (Sorte nach Geschmack)
28g Vanilleschoten
28g Zimtstangen
28g Rhabarberwurzel
28g Alraunenwurzel

Die Zutaten werden grob zerkleinert und für zwei Wochen mit Wein angesetzt. Möglichst täglich einmal schütteln. Dann wird die Flüssigkeit durch ein Sieb abgegossen und eventuell mit etwas Johanniskraut (Hypericum perforatum) oder Safran (Crocus sativus) gefärbt; auch Süßen mit Honig (am besten in Verbindung mit Gelee Royal) ist möglich. Die Dosierung ist selbst herauszufinden. (1)

Die venezoelanischen Chimó-Indianer verwenden Vanille als Zusatz für Tabak-Mischungen (2)

In Madagaskar wird Cafe de Vanille serviert: Kaffeepulver wird gemeinsam mit zerkleinerten Vanilleschoten gekocht und abgeseiht, Zucker und Milch nach Geschmack.

Doktor Francisco Hernandez, der berühmte Arzt Kaiser Philipps II., schrieb im 16. Jahrhundert ein Buch über Pflanzen Neu-Spaniens, in dem er auch von Vanille unter der Bezeichnung „Tlilxochitl" berichtet. Unter anderem erwähnt er , daß Vanille auch zur Bekämpfung von verschiedenen Krankheiten, besonders aber zur Stärkung des Gehirns, verwendet wurden, sie dienten aber auch als Gegengift bei Bissen durch Tiere, die als giftig bekannt waren (6)

 

Quellen

1 Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen; AT Verlag, S 348
2 Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen; AT Verlag, S 383
3 Hildebert Wagner: Pharmazeutische Biologie; Gustav Fischer Verlag, S 399
4 Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis; Bd 6C, S 394
5 Andreas Bärtels: Farbatlas Tropenpflanzen; Ulmer Verlag, S 347
6 Walter Richter: Die schönsten aber sind Orchideen
7 William Boericke: Handbuch der homöopathischen Materia medica; Haug Verlag, S 782
8 Wm. Leggett; Homeopathic Recorder, vol 29, no. 9, p. 416, Sept. 1914

 

Mag.pharm Robert Müntz, Remedia