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Lac felinum

Lac felinum
Kasuistik von Reinhard Flick
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Kasuistik und Gedanken zu Lac felinum (Katzenmilch)

 

Die letzten zehn Jahre brachten der Homöopathie den stark betonten Ansatz des Familiendenkens mit neuen systematischen Ansätzen wie etwa bei Jan Scholten und Rajan Sankaran. Es werden gemeinsame Aspekte und Symptome von Pflanzen- und Tierfamilien wie Elementverwandtschaften postuliert, die zu einem großen Teil nicht aus Arzneimittelprüfungen stammen, sondern aus theoretischen Überlegungen. Wie viele klassisch orientierte Homöopathen war ich lange sehr skeptisch gegenüber diesem Vorgehen, da es der Willkür Tür und Tor zu öffnen scheint. Ich war mit meiner Arbeitsweise, die auf den Ergebenissen der Arzneiprüfungen aufbaut und das Repertorium als wesentliches Werkzeug der Arzneifindung benützt, sehr zufrieden, und auch die Ergebnisse meiner Arbeit mit meinen Patienten schien mir recht zu geben.

Doch von Anfang an spürte ich auch eine gewisse Faszination und Neugier in Bezug auf diese neuen Wege der Homöopathie. Seminare bei Jan Scholten und Willi Neuhold zeigten anhand der vorgestellten Kasuistiken die Effektivität dieser Methoden auf.

Ein besonderes Kapitel sind die Milch-Arzneien. Im Gegensatz zu den beiden vorgenannten Systemen leitet sich das neue Wissen über diese Arzneien aus Prüfungen ab, die hauptsächlich von Nancy Herrick in den 90er-Jahren durchgeführt wurden. Diese Prüfungen sind leider methodisch betrachtet von geringer Qualität und Verlässlichkeit, da die Prüfer sehr fantasiebegabt waren und hauptsächlich psychische Befindlichkeiten protokollierten, jedoch sehr wenige körperliche Symptome. Solche Ergebnisse stimmen mich immer skeptisch. Außerdem wurden häufig Wesenszüge des entsprechenden Tieres sehr stark in den Vordergrund gerückt, was in das Kapitel Signaturlehre fällt, die stimmig sein kann aber auch nicht. Als Negativbeispiel sei unsere bekannte Lachesis erwähnt, mit ihrer im Arzneimittelbild bekannten Extravertiertheit, Gesprächigkeit, fordernden Art etc. Die Schlange selbst ist jedoch sehr scheu und zurückhaltend und beißt nur, wenn sie in die Enge getrieben wird. Das passt also gar nicht zusammen.

Mein Verhältnis zu den Milcharzneien änderte sich schlagartig, als wir in unserem Arbeitskreis diese Arzneigruppe besprachen und meine KollegInnen ihre Kasusitiken vorstellten, die zu einem guten Teil gerade durch diese Charakteristika der entsprechenden Tiere gefunden worden waren und trotzdem geheilt hatten. Das traf vor allem für Lac felinum zu, das zwar geprüft ist und Symptome im Repertorium hat, über den Weg des Repertorisierens jedoch sehr schwer zu erkennen ist.

 

Marianne, geb. 11/2002
Schon in ihrem fünften Lebensmonat kommt ihre Mutter mit ihr zur Behandlung, da sie ihren Vater, der sehr einfühlsam ist, total ablehnt. Sie beginnt sofort zu schreien, wenn er ihr nahe kommt, wirkt dabei verzweifelt. Abends schreit sie bis zu einer Stunde. Tagsüber ist sie sehr geräuschempfindlich, kann da kaum schlafen. Nachts schläft sie gut. Sie braucht viel Nähe und Kontakt. Anfangs hat sie auch stinkenden Fußschweiß. In den ersten Monaten hilft Lycopodium mehrmals bei akuten Infekten und einem Hautausschlag am Hals.

Gegen Ende ihres ersten Lebensjahres beginnt sich ihre Grundthematik herauszukristallisieren. Sie wird unruhig, ist mit nichts zufriedenzustellen, biegt sich aus Protest oft nach hinten durch. Sie ist unzufrieden und grantig, will getragen werden. Das erinnert sehr an Chamomilla, das jedoch mehrfach nichts bringt. Die Suche nach einem passenden chronischen Mittel gestaltet sich schwierig. Wiederholte linksseitige Otitiden führen zu Lachesis, was auch nicht hilft.

Mit eineinhalb Jahren verschärft sich das Gemütsbild. Sie entwickelt Autoaggressionen, reißt sich an den Haaren, zwickt und kratzt sich. Teilweise ist sie sehr anschmiegsam, dann wieder extrem stur. Sie weiß genau, was sie will und rückt davon um keinen Millimeter ab. Mit dieser Konsequenz treibt sie ihre Mutter zur Verzweiflung. Sie tut was sie will, will bestimmte Dinge selbst ohne fremde Hilfe machen und duldet kein Gegenargument. Wenn es nicht nach ihrem Willen geht, kommt es zu extremen Trotzanfällen mit langem Schreien und Weinen. Aus diesen Anfällen findet sie sehr schwer heraus. Ihre Mutter empfindet das, als ob sie sich selbst „im Wege stehe" und wirklich leidet.

Sie ist auch extrem wählerisch: sie zieht nur Dinge an, die ihr sehr gut gefallen, wo etwa auch etwas Bestimmtes draufstehen muss. Auch beim Essen ist sie extrem wählerisch. Sie weist auch Dinge zurück, die sie vorher angefordert hat. Im Gegensatz zu dieser Haltung in der Familie (es gibt auch einen älteren Bruder) ist sie im Kindergarten sehr ausgeglichen und sozial. Die Kindergärtnerin bezeichnet sie als „Geschenk für die Gruppe".

Die Kombination aus Anschmiegsamkeit und dem extrem eigenwilligen Wesen lässt mich nun an Lac felinum denken.

Seit März 2004 erhält sie Lac felinum C200 und M in wiederholten Gaben.

Daraufhin nehmen ihre Trotzanfälle deutlich ab. Sie kommt auch viel schneller wieder heraus, steht sich laut ihrer Mutter „weniger im Weg". Auch bei akuten Erkrankungen wirkt die Arznei. Die wählerische Art bleibt, ist jedoch viel weniger extrem und für die Umwelt viel leichter auszuhalten. Die Mutter fühlt sich deutlich entlastet.

Abschließend bleibt noch zu bemerken, dass von allen verwendeten Repertoriumsrubriken Lac felinum nur in „fastidious" (wählerisch, anspruchsvoll) aufscheint, aus von einer Publikation von Anne Wirtz in „Homoeopathic Links".

HIÖ 3/2006

 

Reinhard Flick wurde 1954 in Österreich geboren und startete 1985 seine Privatordination in Wien. Schon in der Studienzeit begann er sich für Komplementärmedizin zu interessieren. Auch in seiner Praxis setzte er deshalb die Schwerpunkte darauf den ganzen Menschen mit den Methoden Homöopathie, Akupunktur und Mayr-Kuren zu behandeln. Flick wurde bekannt durch zahlreiche Publikationen in homöopathischen Journalen im In- und Ausland.