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Arnica montana - Krueger

Arnica montana - Arzneimittelbild von Arne Krüger
arnica-montana-bergwohlverleih-globuli_375.jpg

An den Beginn möchte ich ein Gedicht von Emil Schlegel stellen:

Wo über mächt'ges Felsgestein
Der wilde Bergfluss jagt,
Und seiner Quellen Heimatort
"Leb' wohl auf immer" sagt,
Wo tosend er in grauser Schlucht
Dem tiefen Abgrund nah' -
Still trauernd wiegt im Wind ihr Haupt
Die gold'ne Arnika.

Dort, wo der Menschen Lieb' und Haß
Nicht lodert hoch empor,
Dort, wo die Ruh' ohn' Unterlaß
Zaub'risch umspinnt das Ohr -
Da trägt zu des Gebirges Ruhm
Dem blauen Himmel nah',
Ein Festgewand im Heiligtum
Die gold'ne Arnika.

(E.Schlegel, Religion der Arznei)

 

Botanik

Arnica montana L., der Bergwohlverleih, Syn. Fallkraut, Johannisblume, Mutterkraut, Wohlverleih, Wundkraut, Kraftwurz, Engelkraut, Wolfsauge, Wolfsgelb, Wolfsbanner, Wundskraut, Stichkraut, Kraftwurz, Donnerwurz, Gemswurzel, Bluttrieb, Bilmeskraut, Scheuerblume, St.Luzianskraut.

Arnika ist eine Gebirgspflanze aus der Familie der Compositae. Arnika ist ein mehrjähriger Korbblütler und wird ca. 30 - 60 cm hoch. Die Pflanze blüht von Juni bis August mit einer gelblich bis hellorangen Blüte. Sie ist recht stark behaart, was evtl. im griechischen Ursprung des Wortes ARNION " Der Pelz des Schafes " seine Berücksichtigung gefunden hat. Das Beiwort MONTANA stammt vom lateinischen Wort MONS für den Berg.

Eine Kultivierung der Arnica montana ist nach ROEMER nur bedingt möglich, da die Pflanze in Kulturen meist schlecht gedeiht. Deswegen werden teilweise Arnica chamissonis ssp. kultiviert und verwendet.

 

Idee und Signatur

Arnika wächst an Berghängen in ca. 1000 - 1500 m Höhe. Wie sieht der Boden aus, auf dem Arnika wächst ? Es sind kalkarme und saure Moorböden (Ödem !) und ungedüngte Bergweiden. Vielmehr ist aber der Waldschlag der typische Arnikaboden. Ein Boden, auf dem Bäume gefällt werden oder durch natürlichen Abgang oder Sturmbruch fallen und somit den Boden zerreißen. Der Boden ist eine Verwesungsschicht, ähnlich einem moorigen Boden, in der sich zertrümmertes Pflanzenmaterial mit der Erde mischt. An diesen Stellen wurzelt die Arnika in der Humusschicht und durchsetzt diese mit ihren Wurzeln. Die Wurzeln sind knollig dick mit dünnen Ausläufern versehen. Hier finden wir Arnika mit ihren goldgelben Blüten, die anders als bei den meisten Korbblütlern unregelmäßig und auseinandergerissen, ja geradezu zerzaust sind. Die Stengel sind durch ihre starke Behaarung gekennzeichnet. Typisch für Arnika ist der Befall mit Pflanzenparasiten. Neben den Schimmelpilzen, die auf der Pflanze wachsen, wird diese von den Fliegen der Gattungen "Tripeta arnicivora" und "Tetritis arnicae" und deren Larven befallen. Außerdem duldet die Arnika-Pflanze im einem Umkreis von ca. 30cm keine weitere Pflanze ihrer Gattung. Die Wurzel wird von einem Wurzelpilz befallen, der allerdings zur Wurzelfunktion beiträgt, wodurch die Wurzel im Anschnitt einen stark aromatischen, harzig-zimtigen Geruch entwickelt.

Arnika blüht und gedeiht also in einer Umwelt, in der die Überreste gefallener Bäume in Verwesung übergehen. Der Erdboden ist zerissen und trotzdem fügt sich die Arnika mit ihren Wurzeln fest in ihre Umgebung ein. Von Pilzen und Insekten befallen entfaltet die Pflanze ihre Blüten und Stengel. Arnika wächst unter der dauernden Verletzung des Lebens durch anderes Leben, sowohl im Boden unter ihr, als auch über der Erde an sich selbst, wobei sie keine Zweite in der Nähe duldet. Aus dieser von Zersetzung und Zerfall geprägten Atmosphäre, zudem in einer Art Alleinherrschaft, entsteht diese Pflanze, die so wunderreich den Zerstörungen und Verletzungen des menschlichen und tierischen Körpers zu heilen vermag. Schon in der Botanik kann man sich das herausragende Gefühl der Zerschlagenheit merken. Diese Herkunft aus einem zerissenem Boden wird durch das Phänomen bestärkt, dass Arnica montana in Kulturen schlecht gedeiht.

 

Arnika Arzneizubereitung

Nach dem HAB 1 wird als Arnika die Zubereitung aus der ganzen, frischen und blühenden Pflanze (Arnica montana L., Planta tota Rh) verwendet. Die DHU gebraucht nach dem DHU-Repertorium nur die Wurzeln der Arnika. Hierbei werden die getrockneten unterirdischen Teile der Pflanze genutzt. Bei Verwendung der ganzen Pflanze würde das Rh für Rhizoma im Namen fehlen. Die WALA unterscheidet in ihren Präparaten zwischen Arnica e planta tota (ganze Pflanze), der Blüte und der Wurzel. Die Frage der Vergleichbarkeit zwischen den Arzneiprüfungen der "alten" Homöopathen, die die ganze Pflanze verwendet haben und den heutigen Arzneizubereitungen sollte einmal grundsätzlich erörtert werden, zumal eine Zubereitung der ganzen Pflanze ohne ihre Parasiten, vor allem der Fliegenlarven, evtl. neue Aspekte hervorheben könnte.

 

Pharmakologie

Die Arnikablüten enthalten 0,2 - 0,3 % ätherisches Öl mit Thymol und Thymolderivaten, Carbonsäuren (50%, Angelica-, Baldrian-, Fumar- und Bernsteinsäure), Alkanen, Sesquiterpenlactone (bes.Helenalin und Dihydrohelenalin), Blütenfarbstoffe, Phenolcarbonsäuren (Cynarin, Chlorogensäure, Kaffeesäure), Cumarine (Umbelliferon u.Scopoletin), Cholin (0,1%), Bitterstoffe, Flavonoide (Quercetin, Luteolin u. Astragalin), Kohlenhydrate (Inulin, Fruktose u. Saccharose). Die Wurzeln enthalten außerdem Bernsteinsäure, Milchsäure, Mangan, Kaliumchlorat, Kaliumsulfat, Calziumsulfat, Eisenoxid, Magnesiumoxid.

Nach HAAS 1991 bewirken Arnikablüten auf der Haut eine Hyperämie und in hohen Konzentrationen Blasenbildung, Entzündungen und bei längerer Anwendung ödematöse Dermatitiden mit Blasenbildung und Nekrotisierung. Hierbei handelt es sich zum Teil auch um eine allergische Reaktion auf das Helenalin und seine Ester.

Der Wirkungsmechanismus des Helenalin ist im Tierexperiment erforscht worden mit einer Hemmung von Ödembildung und Entzündungsprozessen. Bei den Sulfidrylgruppen (-SH) in den Enzymen der Zellteilungsregulation kommt es zu einer selektiven Alkylierung. Dadurch werden im besonderen die Substratbindungsstellen in den aktiven Zentren der Enzyme blockiert. Helenalin (Formel FORTH 1992 S. 831) ist ein Sesquiterpen, eine C15-Verbindung. Sesquiterpene finden sich auch in anderen Korbblütlern, z.B. das Pikrotoxin, ein Krampfgift aus den Samen von Anamirta cocculus (Kokkelskörner).

Nach LEESER 1988 ist ein Teil der reizenden Wirkung der Arnikablüten möglicherweise auf die Eier und Larven der Fliegen zurückzuführen, welche in die Blüten gelegt werden und beim Sammeln nicht von der Blüte zu trennen sind. Hierzu ist zu beachten, das manche Firmen bei der Arzneiherstellung nur handverlesene und damit fliegenfreie Blüten verwenden, andere Firmen beschreiben das Verfahren einer Erhitzung und Abtötung der Fliegenlarven. Allerdings werden hierdurch nur die Fliegenlarven abgetötet, nicht jedoch ihre reizenden Inhaltsstoffe in der Wirkung beeinflusst.

 

Arnika Toxikologie

Vergiftungen mit mittleren Dosen führen zu einer gastrointestinalen Reizung mit Erbrechen und Durchfall. Später kommt es zur Erregung des Nervensystems.

Vergiftungen durch starke Dosen führen zu Erbrechen mit Angst, Dyspnoe, Delirium, kalten Schweißen, Blutungen, Blutstauungen und Konvulsionen, Leber- u.Nierenschädigung. Als Symptome des Zentralnervensystems finden sich Hyperthermie, Krämpfe, Bewusstseinstrübung, Hyperreflexie, Lähmungen und Anästhesien.

 

Arnika Volksheilkunde

Nach HAAS 1991 finden sich Anwendungen im Bereich von Blutergüssen, Schwellungen, Verstauchungen und Quetschungen. Ebenso wird eine antiphlogistische Anwendung bei Hämorrhoiden beschrieben.
Als Zubereitung verwendet man 2 - 4%ige Aufgüsse oder die Tinktur in 3 - 10facher Verdünnung.

Neben der Traumabehandlung findet sich Arnika auch in der Behandlung von Erkrankungen von Herz und Lunge. Ebenfalls wird die Anwendung als Niesmittel beschrieben. Nach FINTELMANN verwendet man bei der Zubereitung der Arnikablüten (Arnicae flos) Blütenstände von Arnica montana Linné oder von Arnica chamissonis Less, bzw. eine Mischung von beiden. In der Phytotherapie können Aufgüsse, Tinkturen, Umschläge, Mundspülungen, Salbe und Öl verwendet werden. In Kombination mit Huflattichblättern und Königkerzenblüten ergibt die Arnika einen schmackhaften Bergtabak, ohne Zusätze wurde sie als Schnupftabak verwendet.

In einem Kräuterhandbuch von Tabernaemontanus aus dem Jahr 1613 wird über die Arnika berichtet:

"Bei den Sachsen braucht es das gemeine Volck
denen so hoch hinuntergefallen
oder so sich sonst etwan mit Arbeit verletzt haben:
Nement eine Handvoll
sieden es in Bier
drincken des Morgents einen Trunk warmb davon
decken sich zu
und schwitzen: Wo sie sich dann verletzt haben
empfinden sie an dem verletzten Ort große Schmertzen
auff zwo oder drey Stund
und werden also kuriert."
(Noll, Handbuch der Phytotherapie)

Nach ROEMER sind die Anwendungen in der Phytotherapie folgende:

Zur Förderung der Wundheilung bei Prellungen, Quetschungen und Zerrungen. Zur Entzündungshemmung bei Panaritien, Furunkeln und Abszessen. Bei Laryngitis und Angina, Arthritiden und Arthrosen. Zur Resorptionsförderung bei Hämatomen und Ergüssen in den Körperhöhlen. Zur Stärkung der Koronardurchblutung bei Angina pectoris und Myocardinfarkt. Als Gefäßtherapeutikum bei Arteriosklerose, Apoplex und Hämorrhoiden. Als Schmerzmittel bei Muskelkater und Muskelrheumatismus.

 

Arnika montana Konstitutionsbild

Um sich ein Bild von einem Arnika-Menschen machen zu können, brauchen wir nur an die Erscheinung eines gesunden, kräftigen, besser stämmigen, lachenden, rotbackigen Bergbauern denken. Der Tagesablauf eines solchen Menschen wird von der Natur bestimmt und ist dadurch von natürlichen Ruhephasen durchzogen. Er arbeitet gerne und ist dabei jederzeit wohlgelaunt. Der Sonntag ist ihm zwar heilig, aber trotzdem muss auch an diesem Tag wenigstens das Vieh versorgt werden, so dass man mit Recht sagen kann: Sein Leben besteht aus Arbeit. Diese Arbeit ist nicht Pflicht, wie bei Arsen, sondern Notwendigkeit. Arnika ist das Arzneimittel, wo sich Arbeit, Freude und Zufriedenheit in einem Punkt treffen.

Was diese Menschen aus ihrem Rhythmus werfen kann ist Krankheit, bzw. Verletztheit. Ein kranker Bergbauer kann sein Vieh nicht mehr versorgen, es brüllt im Stall und geht zugrunde. Daher meint der Arnika-Mensch, er sei gezwungen, seine Krankheit zu ignorieren, sie zu übergehen und einfach weiter zu schaffen. Aus dieser Situation heraus ist das Symptom: Sagt, dass nichts mit ihm los sei, dass er nicht krank sei, dass er keine Hilfe benötige, zu verstehen. Noch deutlicher drückt sich dieses Verhalten bei einem Menschen aus, der gerade einen Unfall verletzt überlebt hat. Er befindet sich in einer Schocksituation die verhindert, dass er seine Schmerzen und das volle Ausmaß des Geschehens wahrnimmt. Nur so ist es ihm möglich, den gefährlichen Bereich ohne fremde Hilfe zu verlassen. Einige kennen diesen Anblick, wenn ein Blutüberströmter Mensch ziellos durch die Gegend läuft, kaum ansprechbar ist und jede Hilfe abweist (Folge von Schock). Arnika will den "Schmerz" der Situation nicht wahrhaben, weil er am Überleben hindern würde. Dieser "Schmerz" kann sich sowohl im körperlichen wie im emotionalen Bereich ereignen.

Arnika-Menschen sind einfache Menschen. Sie halten nichts von philosophischen Grübeleien oder esoterischem Schnickschnack. Sie sind Arbeitsmenschen, die sich permanent überfordern und dies auch von anderen verlangen. Wer arbeitet, hat keine Zeit, sich um den Sinn des Lebens zu kümmern oder sich im psychologischen Narzissmus zu verstricken. Es ist wie beim Muskelkater, wenn der Schmerz kommt: weitermachen, dann hört er auch wieder auf. Natürlich erleben sie, dass keiner so fleißig ist wie sie. Darauf sind sie stolz und hegen gegen jeden ein Misstrauen, der ihnen etwas Arbeit abnehmen könnte. Sie delegieren ungern und können sehr ungehalten werden, wenn es dann nicht so wird, wie sie wollten. Natürlich erscheinen sie den anderen dadurch diktatorisch. Ihr Fleiß ist nicht nur auf die körperliche Arbeit beschränkt. Auch im Lernen fordern sie von sich alles, wobei ihre geistigen Kraftreserven allerdings nicht so unerschöpflich sind wie die körperlichen. Sie reagieren daher oft mit körperlichen Symptomen auf geistige Überforderung.

Die Unvorhersehbarkeit von Ereignissen ist ein weiterer Schwachpunkt in ihrer Biographie. Man weiß ja nicht, was einem so alles passieren kann? Arnika-Menschen neigen zu großer Ängstlichkeit vor zukünftigen Übeln, die in der Gegenwart oder auch in der Zukunft sich jederzeit ereignen können. Sie haben Angst vor einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einem plötzlichen Tod. Sie wollen aus eigener Kraft wieder aufstehen, lehnen jede, auch ärztliche Hilfe ab und befürchten sogar, dass die Arznei Gift sein könnte (Rhus-t.).

Diese "Naturburschen" mit dem Körper eines Bergbauern oder Holzfällers haben ein weiches Herz. In Beziehungen sind sie treu und unkompliziert. Während der Werbung um eine Frau zeigen sie nicht gerne ihre Gefühle, am besten wäre es, wenn der Mann sich eine gute, warmherzige Frau auf dem einmal im Jahr stattfindenden Viehmarkt, mit anschließendem Tanzvergnügen, einhandeln könnte. So einfach könnte das sein. In so einer bis-das-der-Tod-euch-scheide-Beziehung sind sie auch gerne bereit, sich dieser warmherzigen, weiblichen Seele zu öffnen. Aber heute ist das alles so kompliziert emanzipiert. Man sagt: Jeder möchte sich selbst verwirklichen; er möchte aber nur seine Arbeit machen und es zu Hause warm haben. Ist das zuviel verlangt? Es geht nicht darum, sich alles gefallen zu lassen, sich unterzuordnen oder auf das Leben zu verzichten, sondern darum, seinen Platz einzunehmen und die Arbeit zu tun, die man mit der Geburt in die Wiege gelegt bekommen hat. Alles andere schafft Probleme. Die Suche nach einer Selbstverwirklichung produziert immer wieder Verletzungen. Man verletzt sich selbst, man verletzt den anderen, nichts ist verlässlich, alles ist unvorhersehbar, jederzeit kann eine Trennung drohen oder man kann durch andere nicht einschätzbare Gründe aus dem Rhythmus geworfen werden. Diese Verletzungen schmerzen ebenso wie körperliche Verletzungen. Wie man keine Wunde anfasst, so möchte auch der Arnika-Mensch bei einer emotionalen Verletzung nicht berührt werden. "Lass mich in Ruhe!" Bei Arnika-Kindern erleben wir diese starke Schmerzempfindlichkeit besonders deutlich, sie schreien gellend bei jeder Berührung auf (Cham.) und zeigen dabei ein sehr launisches Verhalten. Körperliche Wunden heilen, aber emotionale nur schwer. Er möchte nicht mehr, dass man sich ihm nähert, aus Angst, "geschlagen" zu werden. Wenn es aber doch zuviel wird und der Arnika-Mensch nicht mehr in der Lage ist, alles durch Arbeit zu kompensieren, dann droht der Verfall und letztendlich der Zusammenbruch. Er wird gereitzt, schreckhaft, verdrießlich, nichts ist ihm recht. Die Arbeit macht keine Freude mehr und will sowieso nicht gelingen, da er zerstreut ist, vor sich hinträumt oder gedankenlos vor sich hinstarrt; abgestumpft, gleichgültig gegenüber allem und jedem. Alles ist mühsam und anstrengend, das Denken wie das Antworten.

Hinzu kommen schreckhafte Träume von schwarzen Hunden und Katzen. Im Traum macht er sich selbst beschämende Vorwürfe, sieht, wie Menschen geschunden werden oder träumt von Blitzschlägen, Totengrüften oder meint das Gesicht des Todes und gleichzeitig der Geburt zu sehen. Mitunter halten sie im Traum lange Reden. Dabei sind sie oft schlaflos trotz Übermüdung. Sie meinen, zu hart und unbequem zu liegen, das Bett erscheint immer zu hart, obwohl es weich ist (Prinzessin auf der Erbse). Sie wachen nachts häufig mit Herzschmerzen auf und fürchten, dass etwas Schreckliches passieren könnte, dabei haben sie Angst vor dem Tod.

Ein wichtiger Lebensabschnitt für Arnika ist das Alter oder vielmehr noch das "Altenteil". Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, waren mit dem zufrieden, was ihnen der Herrgott gegeben hat und hatten dabei immer ein frohes Gemüt. Nun werden sie alt, können nicht mehr so viel und so schnell wie früher. Nicht, dass sie sich zur Ruhe setzen wollen, nein, sie würden gerne noch das eine oder andere erledigen, noch zu etwas nutze sein. Doch alles ist auf Leistung orientiert, sie stehen im Weg, sind zu nichts nutze. Das ist ein hartes Brot. In dem Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" wird dieser Bereich deutlich angesprochen und zu einer Lösung geführt. Dieses Märchen beschreibt einige Lebensgesetze wie "Wer Gewalt sät, wird Gewalt ernten", die "Gewalt des Stärkeren", das "Lebensprinzip des Kaputtarbeitens bis zum Tode", oder "Etwas besseres als den Tod findest du überall" sowie die Forderung nach der "körperlichen Unversehrtheit" und das Recht auf einen "verdienten Lebensabend". Hierbei quillt das Märchen von Gewaltakten über, doch diese Gewalt kann uns in das Arnikaprinzip der permanenten Verletzung und Schinderei und der daraus erwachsenden Kraft führen, so dass ich es dem überarbeiteten Leser hier zur Erbauung nicht vorenthalten möchte:

 

Die Bremer Stadtmusikanten

"Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, so dass er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen. Dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden. Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der japste wie einer, der sich müde gelaufen hat. "Nun, was japst du so, Packan?" fragte der Esel. - "Ach", sagte der Hund, "weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr totschlagen wollen, da hab' ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" - "Weißt du was?" sprach der Esel, "ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant, geh mit und lass dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauken." Der Hund war's zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, da saß eine Katze an dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. "Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. - "Wer kann da lustig sein, wenn's einem an den Kragen geht", antwortete die Katze, "weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach Mäusen herumjage, hat mich meine Frau ersäufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer, wo soll ich hin?" - "Geh mit uns nach Bremen, du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, dann kannst du ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hof vorbei; da saß auf dem Tor der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. "Du schreist einem durch Mark und Bein", sprach der Esel, "was hast du vor?" - "Da hab' ich gut Wetter prophezeit", sprach der Hahn, "weil Unserer Lieben Frauen Tag ist, wo sie dem Christkindlein die Hemdchen gewaschen hat und sie trocknen will; aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heut abend den Kopf abschneiden lassen. Nun schrei' ich aus vollem Hals, solang ich noch kann." - "Ei was, du Rotkopf", sagte der Esel, "zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muss es eine Art haben." Dem Hahn gefiel das, und sie gingen alle viere zusammen fort.

Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tag nicht erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Äste, der Hahn aber flog bis in die Spitze. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um; da deuchte ihn, er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu, es müsste nicht gar weit ein Haus sein; denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel: "So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen; denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch dran täten ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hellerleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel als der größte näherte sich dem Fenster und schaute hinein. "Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. "Was ich sehe?" antwortete der Esel, "einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." - "Das wäre was für uns", sprach der Hahn. "Ja, ja, ach, wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es anfangen müssten, um die Räuber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel musste sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen: Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte; dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die Scheiben klirrten. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein und flohen in größter Furcht. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übriggeblieben war und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten.

Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Tür, die Katze auf den Herd bei der warmen Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken. Und weil sie müde waren, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann: "Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen", und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, ein Licht anzuzünden, und weil er die glühenden feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, dass es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hintertür hinaus, aber der Hund, der dalag, sprang auf und biss ihn ins Bein. Und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß; der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: "Kikeriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: "Ach, in dem Haus sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt; und vor der Tür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen; und auf dem Hof liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen; und oben auf dem Dache, da sitzt der Richter, der rief: "Bringt mir den Schelm her." Da machte ich, dass ich fortkam." Von nun an getrauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus, den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl daran, dass sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm." (Grimms Märchen)

 

Organbefunde

Das Organ, welches die Dynamik von Arnika am stärksten repräsentiert, ist das Blut. Daher können wir bei allen Krankheiten, bei denen die Fließeigenschaften des Blutes behindert, zerstört, gestaut oder sonstwie nicht in ihrer rhythmischen Ordnung sind, an sie denken. Man findet Organschmerzen wie nach einem Fall, wie zerschlagen oder verprügelt. Die Schmerzen können stechend oder schießend sein. Zum Teil finden sich Schmerzen in Folge einer Traumaätiologie, zum Teil aber auch ohne erkennbares Trauma physischer Natur.

 

Atmung und Lunge

In der Nase zeigen sich häufig Blutungen mit einem Kribbeln. Es zeigt sich ein Husten mit außerordentlicher Schmerzhaftigkeit. Besonders bei Kindern kommt es häufig zu Schmerzen beim Husten, so dass die Kinder schon vor dem Hustenanfall anfangen zu weinen. Diese Symptomatik erinnert an das Keuchhustenbild. Bei Keuchhusten ist Arnika nach Auskunft homöopathischer Ärzte auch ein bewährtes Mittel. Dabei fällt besonders die Verschlimmerung durch Berührung und der starke krampfartige Husten mit blutig-schleimigem Auswurf auf. Gut passt Arnika auch bei der Pleuritis, wo ja jede Bewegung Schmerzen verursachen kann. Diese Schmerzen treten besonders beim Liegen auf und rauben den Schlaf.

 

Herz und Kreislauf

Es kann zu Schwindel kommen sowie zu krampfartigen Schmerzen im Bereich des Herzens. Der Puls ist entweder schwach und unregelmäßig oder kräftig pochend. Mitunter findet sich ein Hydropericard mit beklemmender Atmung. Die Gefäße sind häufig strotzend gefüllt.

 

Verdauungsorgane

Es kommt zum Aufstoßen von Gasen bitteren Geschmacks und eines Geruchs wie von faulen Eiern. Es kommt zu Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen. Man findet ein Schweregefühl und einen Druck des Magens. Besonders bei Aufregung kann dieses Druckgefühl in Kombination mit Husten zum Erbrechen führen. Der Appetit kann nachlassen, wobei es aber zu einem Verlangen nach sauren Speisen und Essig kommt. Eine Abneigung gegen Suppen, Fleisch und Tabak kann entstehen. Die Patienten zeigen Durst auf kleine Schlucke kalten Wassers und haben mitunter eine Milchunverträglichkeit. Es kommt zu übelriechenden Blähungen und zu Durchfällen, bei denen der Kot weich, breiig, schleimig und sogar blutig sein kann. Ebenso kann unwillkürlicher Kotabgang im Schlaf auftreten. Auf der Zunge findet sich häufig ein dunkler Streifen.

 

Harnorgane

Es liegt häufig ein heftiger Harndrang vor. Die Patienten haben zwar den Drang zur Miktion, müssen meist aber eine Weile pressen, damit der Harn abgesetzt werden kann. Bei starker körperlicher Belastung kann es zur Harnverhaltung kommen. Eine Hämaturie ist häufig zu beobachten, wobei der Urin auch trübe und eitrig sein kann. Auch bei mechanischen Verletzungen der Niere durch Schläge oder Stöße ist an Arnika zu denken, besonders, weil auch hier die starke Berührungsempfindlichkeit im Vordergrund steht.

 

Geschlechtsorgane

Es kann zu Hämatomen und Schwellung der Geschlechtsorgane kommen. In das Arnikabild passen auch die Phimose, Quetschungen der Geschlechtsorgane, Aborte und Geburtsverletzungen. Psychisch findet man bei Frauen zwar ein sexuelles Verlangen, doch verhindert die Furcht vor der Penetration (durch den Partner) den Verkehr. Es kann auch zu so viel Furcht kommen, dass die Lust verloren geht. VITHOULKAS beschreibt schon das Einführen des Tampons als Drama aus der Furcht vor dem Schmerz. Die übergroße Empfindlichkeit kann schon beim Drehen des Kindes im Uterus zu Schmerzen und Angst vor der Geburt führen.

 

Haut

Es kann zu lokalen Hautrötungen kommen, mitunter verbunden mit Eiterbeulen, die kommen und wieder gehen. Die Haut ist heiß und feucht. Der Kopf ist warm, die Extremitäten sind kalt. Es kommt zum reichlichen Schwitzen, besonders bei Aufregung und Ärger. Es kann zu Blutandrang und zur heftigen Rötung der Haut kommen.

 

Extremitäten

Es kann zu gichtartigen Schmerzen kommen mit großer Angst, berührt zu werden. Schon die bloße Annäherung eines anderen bereitet Angst. Es kann auch das Gefühl einer Verstauchung oder Verrenkung vorliegen, ebenso das Gefühl, das Bett oder die Unterlage sei zu hart. Dabei kommt es zu einem unruhigen Schlaf mit nächtlichem Umherwälzen, trotz des Bewegungsschmerzes.

 

Nervensystem und Augen

Es kommt zu entzündeten Augen, die blutunterlaufen sind, besonders nach mechanischen Verletzungen. Es kann zu einem drückenden und sich ausdehnendem Kopfschmerz kommen, wie nach Schlägen auf den Kopf. Es finden sich Gedächtnisausfälle, Schwindel und partielle Lähmungen.

 

Modalitäten

Folge von: Verletzungen, Prellungen, Verstauchungen, Blutungen, Frakturen, Wunden, Operationen, Schwergeburt, geistiger und körperlicher Überanstrengung, Sepsis, Infektionskrankheiten, Rekonvaleszenz.

Verschlimmerung: Nachts, Sonne, Hitze, Bestrahlung, Narben, Nässe, Kälte, Zugluft, Föhn, Gewitter, Trösten, Druck, Berührung, Lärm, Hartliegen, Erschütterung, Arbeiten, Autofahren, Heben, Verheben.

Verbesserung: Im Liegen, Ruhe, Rasten, Erholen, in Frieden lassen.

Antidote: Arsenicum album, Camphora, China, Ignatia, Ipecacuanha.

Vergleichsmittel: Baptisia, Phytolacca, Ruta, Rhus toxicodendron, China und Staphisagria.

 

Homöopathische Anwendung von Arnika beim Menschen

Arnika ist das erste Mittel bei Verletzungen, Verstauchungen, Verrenkungen, Prellungen, Verhebungen, Verbrennungen und Wunden. Arnika ist angezeigt beim Apoplex, sowohl bei einer Hirnblutung als auch bei einem Hirninfarkt. Hierbei kommt es zu Bewusstseinsstörungen, Koma, motorischen, sensiblen oder sensorischen Ausfällen und evtl. zu Krämpfen. Schon bei leichten neurologischen Ausfällen kann Arnika den Schlaganfall verhindern oder zumindest in seinen Folgen mindern. Als Erfahrungswert empfehlen beim Apoplex manche Autoren die C 1000 i.v.. Auch die Kopftraumata (Commotio, Contusio u.Comprisio cerebri) verlangen nach Arnika, besonders wenn es zum Bewusstseinsverlust, zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Kreislauflabilität kommt.

Ansonsten ist die Hauptanwendung bei frischen Wunden mit hellroten Blutungen, starker Berührungsempfindlichkeit, Angst, Schock, Erschöpfung, Hämatomen und diffusen Schmerzen zu sehen. Hierbei muss natürlich zwischen Arnika und anderen Traumamitteln wie Hypericum (Nervenverletzungen), Ledum (Stichwunden), Ruta (Gelenkverletzungen, ähnlich Arnika, doch Bewegung bessert) oder Symphytum (Periostverletzungen) unterscheiden. Auch die Operationsprophylaxe ist eine bewährtes Gebiet der Arnikaanwendung, und zwar sowohl prä- als auch postoperativ.

Ebenfalls in die Arnikabehandlung gehören Katarrhe des Atmungsapparates, Heiserkeit nach Überanstrengung der Stimme, Keuchhusten, Bronchitis, Pneumonien, sowie Entzündungen und Blutungen im Bereich der Geburtshilfe.

Arnika kann auch hilfreich sein bei Eiterungen und Blutvergiftungen, Furunkeln und Karbunkeln, Sepsis, Scharlach, Masern, Typhus und Malaria.

BECKER gibt zur Potenzwahl an, dass Arnika in niedrigen Potenzen (D4 - C6) das Mittel für die lokalen Verletzungen sei, in der mittleren Potenz (D30, C30, LM 6-30) für die Verletzung des ganzen Menschen, in der hohen Potenz (D 200 - C 10.000) für den Arnikamenschen im ganzen einschließlich seiner Familiengeschichte und in der Höchstpotenz (C 50.000 - C 1.000.000) für den Menschen als Teil seiner kollektiven Geschichte.

Ein immer wichtiger werdender Teil der Arnikaanwendung sind meines Erachtens aber auch die psychischen Bilder der Überarbeitung, Erschöpfung durch sich selbst oder andere, die große Erschöpfung und die Unfähigkeit, Arbeit abgeben zu können.

 

Arzneimittelbild von Arnika beim Tier

Nach FARRE erkennt man das Arnikatier daran, dass es sich nicht ohne Abwehrbewegungen berühren lässt. Es findet sich keine präzise Schmerzlokalisation. Die Tiere sind erschöpft, als wären sie krumm und lahm geschlagen. Die Haut und Schleimhäute sind mal mehr, mal weniger entzündet. Es kommt zu Übelkeit, Erbrechen und Speichelfluss. Man findet auch nervöse Erregungen mit Zittern und Krämpfen. Später verhalten sich die Tiere abgeschlagen und erschöpft. Die Tiere verweigern oft die Bewegung.

Nach WESTERHUIS kann es auch zu Verhaltensstörungen nach Unfällen kommen, die bis zur Selbstverstümmelung reichen.

Nach KING sind die Tiere nach einem Schreck oder Trauma plötzlich erschöpft, matt und müde. Die Tiere sind teilnahmslos und schwach, ziehen sich in dunkle Ecken zurück und verkriechen sich. Wenn man die Tiere anhebt, sind diese entweder schlaff, oder sie wehren sich gegen die Berührung.

 

Homöopathische Anwendung beim Tier

Als Hauptanwendung findet sich der Traumakomplex, ähnlich der Anwendung beim Menschen. Zusätzlich finden sich aber noch folgende Spezialanwendungen:

 

Hund

Besonders bei Jagdhunden nach Folgen von kaltem Wasser (DD Dulcamara), bei Dackellähme, Herzarrhythmien, Verdauungsstörungen durch Überanstrengung, Angst vor jeder Berührung.

 

Pferd

Anwendung bei allen Quetschungen, Decubitus, Satteldruckwunden, kolikartigen Aufblähungen mit unwillkürlichem Kotabgang im Schlaf, schleimig-eitrigen Diarrhoen, Wurmkoliken der Pferde, Pneumonien und Pleuritiden. Bei Nasenbluten nach Überanstrengung, akuten Rückenmarksverletzungen und dekompensierter Herzschwäche nach Überanstrengung.

 

Schwein

Intoxikationen mit Herzstörungen, Myodegeneratio cordis, lautes Aufschreien bei Berührung.

 

Wundbehandlung beim Tier

Bei frischen Wunden, präoperativ und postoperativ, hellroten Blutungen, großer Berührungsempfindlichkeit, Ängstlichkeit, Schock, verstärkter Salivation, Erbrechen der Tiere, Krämpfen, Hämatomen.

 

Arnica; akut

C 30, D 3 bis D 6 stündlich

alte Fälle C 30 3 x tgl.

Apoplex C 1000 stündlich

 

Bei venösen Blutungen und Sickerblutungen, venöser Stauung, blassen Schleimhäuten, Schwäche, tiefen Bissverletzungen, dunklen und blau-roten Hämatomen, nach Hengstkastrationen.

Hamamelis akut D 4 - D 6 3 x tgl.

 

Bei Stichwunden oder Bisswunden, großer Schmerzhaftigkeit, bläulicher Verfärbung, Kälte lindert, Wärme oder Bewegung verschlechtern, Ektoparasiten.

Ledum akut D 4 2 x tgl.

 

Bei Folgen von Quetschungen, Schlag, Distorsion, Schwäche in den Gelenken, Periostverletzungen, starken Schwellungen, die Tiere sind unruhig, Kälte verschlechtert, Bewegung bessert.

Ruta akut D 4 2 x tgl.

 

Bei Verletzungen von Knochen, Knorpel und Periost. Dis-torsionen, verzögerter Frakturheilung, Augenverletzungen. Zur Förderung der Kallusbildung, Kräftigung von Sehnen und Bändern.

Symphytum akut C 30 2 x tgl.

 

Bei Folgen von Überanstrengung, Distorsionen, Hämatomen, Quetschungen, Geburtstraumen, Überdehnung der Geburtswege, hellroten Nachgeburtsblutungen, kurze Verzögerung des Abganges der Nachgeburt.

Bellis akut D 6 3 x tgl.

 

Abszesse und Karbunkel mit Entzündung und Schwellung. Bläuliche Verfärbung und Nekrosen.

Tarantula cubensis D 4 - D 6 5 x tgl.

Eitrige Wunden und Abszesse, heiß und geschwollen. Zur Abszessreifung und Abszedierung gibt man

Hepar D 4 - D 6 3 x tgl.

oder

Myristica D 4 - D 6 3 x tgl.

Zur Abszesseinschmelzung gibt man

Hepar C 30 1 x tgl.

Nach der Abszedierung, zur Ausheilung des offenen Abszesses

Silicea C 30 3 x tgl.

Bei fauligen Wunden und Abszesshöhlen

Kreosotum D 6 3 x tgl.

 

Schlussbemerkung zur Arnika

Goethe beschreibt die Arnika nach einer Behandlung durch Dr. Carl Vogel am 24.2.1823 wie folgt:
"Fühlte ich doch, als Leben und Tod den Kampf in mir be-gannen, dass die Lebensscharen mit dieser Blume auf ihrem Panier den Durchbruch erzwangen, und dem Feindlich-Stockenden, Tödlich-Bedrückenden sein Austerlitz bereitet wurde. In der Genesung verjüngt, preise ich sie höchstlich und es ist doch nur sie selbst, die sich preist, die wahrhaft unerschöpfliche Natur." (Roemer)

Um diesem Empfinden einem Arnika-Menschen angedeien lassen zu können, gibt es neben der Arnika-Gabe noch einiges, was zu beachten wäre. Der Arnika-Mensch startet mit einfachen, naturgegebenen, unermüdlichen Kräften. Seine Aufgabe besteht darin, Notwendiges zu erfüllen und die Wunden der aufgerissenen Erde, Haut oder Seele zu heilen. Viele Schmerzen dieser modernen Welt können ihn aus seinem Rhythmus werfen; er ist dann vom Leben geschlagen. Die Folge davon ist dann übergroßer Arbeitseifer, der sich im "nützlich sein müssen" äußert und eine Unberührbarkeit, die ihm ein schroffes Äußeres gibt. Es gilt, für ihn seinen ursprünglichen Rhythmus von Arbeit und Ruhe wiederzufinden. Dabei ist es unerlässlich, dass er lernt, Arbeit abzugeben, um Ruhepausen einlegen zu können und um das Vertrauen wieder zu erlangen, dass er nicht alles alleine schaffen muss. Wenn er Schmerz verspürt, so gilt es innehalten zu können, nachzuspüren woher der Schmerz kommt und sich helfen zu lassen, dass er wieder heilen kann - und nicht den Schmerz wegarbeiten.
Für uns alle ist Arnika eine Ermahnung, auf die Wunden dieser Welt zu sehen, insbesondere die eigene körperliche Unversehrtheit und die der anderen zu achten, wobei wir die Menschen, die ihr Leben lang - auch für uns - gearbeitet haben, deutlicher würdigen sollten.

 

Literatur

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Arne Krüger, Tierarzt und Heilpraktiker,
Mohrinerallee 88, 12347 Berlin